Holzschuh.
Dieser Artikel erläutert den Gegenstand Holzschuh.
Holzschuh als Oberbegriff bezeichnet alle Arten von Schuhen, die ganz aus Holz gefertigt sind.
Form und Abgrenzung
Im
schuhtechnischen und -fachlichen Sinn (beachte untenstehende
Einschränkungen) bezeichnet Holzschuh den traditionellen Holzschuh, der
vollständig oder überwiegend aus Holz hergestellt ist und den Fuß
ähnlich wie ein Halbschuh weitgehend umschließt (im Fersenbereich mit
einer hochgezogenen Holzsohle). Üblicherweise wird solch ein Holzschuh
aus einem einzigen Stück Holz hergestellt.
Andere
Schuhmodelle, die meist einen auf den Schuhboden beschränkten
Holzanteil haben (Clogs, Holzsandalen usw.), sind keine Holzschuhe,
sondern werden als Holzsohlenschuhe bezeichnet.
Holzsohlenschuh
Folgende verbreitete oder bekannte Schuhmodelle zählen zu den Holzsohlenschuhen:
Gymnastiksandale
(Schuh mit Holzsohle, der nur durch einen Querriemen am Fuß gehalten
wird. Der Fuß sitzt lose im Schuh und kann jederzeit herausgleiten)
Holzsandale oder Holzsandalette (Schuh mit Holzsohle, der durch ein oder mehrere Riemen am Fuß gehalten wird)
Clog (Pantoffelartiger Schuh mit Holzsohle; die Ferse kann auch einen Fersenriemen haben)
Holzstiefel (Stiefel mit Holzsohle)
Historisch
kann auch die Trippe als Holz(über)schuh angesprochen werden. Dabei
handelte es sich um eine Holzsohle mit Lederriemen, die im Mittelalter
zum Schutz gegen Schmutz unter den eigentlichen Lederschuhen getragen
wurde.
Regionale Begriffsvielfalt und Überlappungen
Holz-
bzw. Holzsohlenschuhe haben je nach Herkunftsgebiet unterschiedliche
Bezeichnungen und es wird in einigen regionalen Definitionen die klare
Abgrenzung zwischen Holz- und Holzsohlenschuhen nicht vorgenommen.
Sabots (Frankreich) ist gleichbedeutend mit Klompen (Niederlande).
Im Elsass werden sie Zogelli genannt, Zoggeli in der Schweiz, wo sie vor allem zur Fasnachtszeit getragen werden.
In Schleswig-Holstein werden Holzsohlenschuhe generell als Holzschuhe bezeichnet.
Holzpantoffel
nennt man, wenn Sie aus Dänemark kommen, auch Clogs, in Norddeutschland
spricht man in diesem Zusammenhang von Holzpantinen und wenn sie ein
ausgearbeitetes Fußbett haben, heißen sie Schwedenpantoffel.
Material und Herstellung
Geeignet für die Herstellung traditioneller, geschlossener Holzschuhen sind Weichhölzer.
Verwendet wird heute in Deutschland und den Niederlanden fast ausschließlich Pappelholz.
Selten kommt Ahornholz zum Einsatz. Historisch nutzte man auch Weiden- und Erlenholz.
Ein
traditioneller Holzschuh wird aus einem einzigen Holzblock gefertigt.
In der manuellen Produktion wird zunächst die äußere Form des Schuhs
grob vorgeschnitzt, dann fein gearbeitet. Schließlich wird sein Inneres
mit speziellen Werkzeugen ausgehöhlt. Die Oberfläche des Schuhs wird
zuletzt poliert und gegebenenfalls mit Schnitzereien versehen oder
farbig lackiert. Maschinell verläuft die Fertigung ähnlich, doch lässt
sich mittels einer Vorlage die Form eines Schuhs beliebig oft kopieren.
Niederlande
Die
volkstümlich bekannteste Form eines Holzschuhs ist die des
niederländischen Klomp (Mz.: Klompen), wie er als touristischer Artikel
gerne von Reisen mitgebracht wird. Doch hat jede Region in den
Niederlanden ihre ganz eigene Schuhform, mal rund, mal spitz, einige
Schuhe auch halboffen, mit Lederriemen über dem Rist. Letztere werden
Tripklompen genannt. Auch im benachbarten Flandern kommen sie vor.
Deutschland
In
Deutschland waren und sind Holzschuhe vor allem in der Nordhälfte
verbreitet, insbesondere von Nordrhein-Westfalen bis zur dänischen
Grenze. Hier entwickelte sich die Holzschuhmacherei zum Handwerk und
wurde auch industriemäßig betrieben. In Westfalen werden die Holzschuhe
als Holsken (auch: Holzken) oder Holschen bezeichnet. Am Niederrhein
nennt man sie, wie im Niederländischen, Klompen und im Ruhrgebiet auch
Klotzschen. Die älteste bekannte Abbildung von Holzschuhen ist auf
einem Altarretabel aus dem 15. Jh. von Derick Baegert in der Dortmunder
Propsteikirche zu sehen.
Westfälische Holschen haben einen
Lederbesatz in Form einer durchgehenden Kappe über dem Rist, Liär
(westf.-ndt.: Leder) genannt. Am Niederrhein und in der Eifel ist das
abschließende Leder als Band ausgeführt. An der niederländischen Grenze
sind durchaus auch niederländische Schuhformen verbreitet. Im Bereich
der dänischen Grenze wurden Holzschuhe lange mit Stollen unter den
Sohlen gefertigt.
Holzschuhe wurden bis in die 1950er Jahre vor
allem in der Landwirtschaft und bei bestimmten Arbeiten wie dem
Torfstechen getragen. Im Deichbau werden sie in den Niederlanden bis
heute als optimale Sicherheitsschuhe genutzt. In Westfalen werden
Holschen auch in der Gegenwart noch gerne bei der Gartenarbeit getragen.
Alle 5 Jahre findet in Stutensee-Staffort ein traditionelles Holzschuhrennen statt.
Weblinks
Niederländisches Klompen-Museum in Eelde (bei Groningen)
Kleines Museum im Holzschuhmacherdorf Enter (Gem. Wierden bei Almelo)
Holzschuhrennen in Stutensee-Staffort
Werkstatt und Werkzeuge zur Holzschuhherstellung (Museum Nastätten)